Forschungsprojekt RUN

Um regionale Nähr- und Wertstoffkreisläufe zu schließen erforschen im Projekt RUN kluge Köpfe innovative Verwertungsverfahren für Bioabfälle und häusliche Abwässer. Vorallem Küchenabfall und das Schwarzwasser werden in den Blick genommen und für die Wiedernutzung aufbereitet, denn da stecken sehr viel Nährstoffe drin. Du bist was Du isst! Der englische Titel „Rural Urban Nutrient Partnership“ war für RUN namensgebend, aber auch weil uns für eine Sanitärwende die Zeit droht davon zu laufen ist es ein passender Titel.

Nährstoffgemeinschaften für eine zukunftsfähige Landwirtschaft

Neben der landwirtschaftliche Produktions- und Wirtschaftsweisen werden im Projekt auch die traditionelle Konsummuster der städtischen Bevölkerung berücksichtigt, also wie und warum Du das bisher so machst mit dem Küchenabfall und Deinen Stoffwechselendprodukten. Während früher mehrheitlich eine lineare Produktionskette existierte, one way sozusagen, soll zukünftig in sinnvollen Kreisläufen gedacht werden. Dazu gehört auch und vor allem der Ansatz, Reststoffe als wertvolle Ressourcenlieferanten zu sehen. Das Hauptziel von RUN ist, praxistaugliche, auf ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Nachhaltigkeit geprüfte Technologien zu entwickeln, um Nährstoffkreisläufe zwischen städtischen und ländlichen Regionen sinnvoll zu schließen. Denn das geht.

Design-Dünger mit Pflanzenkohle

Klingt hochtrabend – ist aber keine rocket science. Küchenabfälle und Teile des Abwassers (nämlich das Schwarzwasser) aus städtischen Siedlungen werden aufbereitet und in sichere Design-Düngemittel, recycelte Plastikfolien und CO2-speichernde Pflanzenkohle für die Landwirtschaft umgewandelt. Hierfür werden technische, städtebauliche und logistische Strukturen erforscht und entwickelt, bei denen Trennung, Aufbereitung, Umwandlung und Rückführung der Nährstoffe in den Kreislauf auf verschiedenen Ebenen Hand in Hand gehen. Kluge Köpfe eben.

Kreisläufe statt linearer Produktionsketten!

Außerdem untersuchen die Wissenschaftlerinnen die Nährstoffverfügbarkeiten sowie die Sicherheit (Begleit- und Schadstoffe) der erzeugten Dünger für Pflanzen und beurteilen die effiziente Verwertbarkeit in der Landwirtschaft. Mit Hilfe von Ökobilanzen schätzen die RUN-Partnerinnen Umweltauswirkungen und mögliche Probleme der neuen Technologien ab. Die Design-Dünger können in der Landwirtschaft bedenkenlos eingesetzt werden und wirken sicher und zuverlässig als Dünger.

RUN - Nährstoffgemeinschaften für eine zukunftsfähige Landwirtschaft © Uni Hohenheim

Rein häusliches Abwasser, d.h. nicht industriell oder gewerblich belastet, wird getrennt bereits am Entstehungsort erfasst (Schwarzwasser – Grauwasser). Das Schwarzwasser wird gemeinsam mit dem Küchenabfall über eine Unterdruckleitung aus einem Wohnquartier abgeführt und einer Verwertungsanlage zugeführt. So wird das Rohmaterial für die Aufarbeitung bereitgestellt. In der extra für diese Zwecke entwickelten Verwertungsanlage werden Küchenabfälle und Schwarzwasser aufbereitet und unter strengen Kriterien weiterverarbeitet. Am Ende des Recyclingprozesses sind die Nährstoffe Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K) aus den Abfallstoffen herausgefiltert und können zu anderen Recyclingprodukten weiterverarbeitet werden. Als Endprodukte werden hochwertige Design-Dünger, Pflanzenkohle und Bioplastik, z. B. für die Verwendung als Silagefolie, hergestellt. In landwirtschaftlichen Betrieben in der Nähe der Pilotanlage können diese Produkte wieder für die Erzeugung von Nahrungsmitteln oder Futtermitteln eingesetzt werden. Gemüse, Getreide und viele andere Nahrungsmittel aus dieser Küchenabfallveredelung werden auf regionalen Wochenmärkten angeboten. Über die lokale Abwasser- und Biomüllverwertung gelangen die Nährstoffe über das Recycling von Reststoffen wieder zurück in den Nährstoffkreislauf. Kein Scheiß.

RUN - Nährstoffgemeinschaften für eine zukunftsfähige Landwirtschaft

An dieser Entwicklung und Untersuchung der neuen Technologien sind Siedlungswasser- und Abfallwirtschaftsexpert*innen der Universität Stuttgart (ISWA) beteiligt, Abwasserexpert*innen der TU Kaiserslautern (TUK), Wissenschaftler*innen für Kulturpflanzenwissenschaften der Universität Hohenheim (IPE), Wissenschaftler*innen des Thünen-Instituts für Agrartechnologie (TI-AT), sowie die Ingenieurbüros Björnsen Beratende Ingenieure GmbH und iat-Ingenieurberatung für Abwassertechnik GmbH. Das Verbundprojekt „RUN“ hat 2019 seine Arbeit aufgenommen und ist zunächst auf 3 Jahre ausgelegt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt das mit gut 4,2 Millionen Euro.

Weitere Infos gbt es unter www.run-projekt.de

Nährstoffbeladene Pflanzenkohle aus Menschen-Losung
saubere Sache: nährstoffbeladene Pflanzenkohle aus getrennt erfassten Fäzes